Dresden - Dakar - Banjul - Challenge 2006

Ich saß - wie so oft - im Gerücht und lauschte den Stammtischgesprächen. Götz und zwei andere Gäste unterhielten sich über die anstehende Rallye. Ich hatte schon davon gehört, ohne jedoch ernsthaft über eine Teilnahme nachzudenken. Ich meinte, dass man beim Zuhören so richtig Lust bekäme und Götz sagte: "Dann fahr doch mit, bei uns ist noch ein Platz frei!". Spontan sagte ich nach ein paar Rückfragen zu und konnte vor Aufregung die halbe Nacht nicht schlafen.

Die Strecke

Drei endlos lange Wochen blieben noch: Landkarten kaufen, impfen gehen, sich freuen. Am 9. März ging es endlich los, mit einem MB100 und als Team Wüstenyeties. Die ersten Tage und Nächte rasten an uns vorbei, Karlsruhe, Burgund, Bordeaux. Es war kalt und regnete unentwegt. Endlich Sonne in Spanien, noch eine Nacht in Guadelajara und eine weitere kurz vorm Ende Europas in Algeciras. Nach zähen Stunden des Wartens durften die 38 Fahrzeuge auf die Fähre fahren. Afrika - da drüben ist es! Jetzt ging das Abenteuer wirklich los. Viele hatten von da an eine Art Dauergrinsen im Gesicht.
Bei der Ankunft in Tanger war es bereits ziemlich spät, es lagen noch etwa 200km bis zum Etappenziel Rabat vor uns. Auf der Autobahn herrschte dichter klatschnasser Nebel. Irgendwie hatte ich mir Afrika anders vorgestellt, auch wärmer.

Am nächsten Tag war Ruhetag. Wir schlenderten durch den Basar und ließen uns von einem netten älteren Herrn ein typisch marokkanisches Restaurant empfehlen. Da niemand von uns des Französischen mächtig war, bestellten wir eben was gut klang. Ein folgenschwerer Fehler. Nach schon 2 Stunden gab es lecker Nierchen. Das fischige Huhn blieb ebenfalls unangetastet. Man hätte sich das Essen nicht mal lecker trinken können, denn es gab ja keinen Alkohol. Dafür war es für hiesige Verhältnisse richtig teuer. Es sollte in diesem Urlaub das einzige bleiben, was wir nicht richtig gemacht haben.


Gemeinschaftliches Tauziehen bei glühender Hitze und Strandfahrt als kröneneder Abschluss der Wüstendurchquerung

Nach einem weiteren Ruhetag und Markttreiben in Marrakesch erreichten wir endlich die mauretanische Wüste. Die Empfehlung der Organisatoren lautete: Luft aus den Reifen lassen, 2. Gang und Vollgas nach dem Motto: "Die Autos vertragen mehr als man ihnen zumutet". Einige Teams haben jedes Sandfeld zum Steckenbleiben genutzt, andere haben die Steckengebliebenen taktisch geschickt umkurvt und dann anschließend beim rausschieben oder -ziehen geholfen. Auf jeden Fall war es ein Riesenspaß, jeder wollte fahren und sich beweisen. Ein Bolide hat seinen Ölfilter eingebüßt, andere haben Auspuff und Stoßstangen verloren oder sich die Stoßdämpfer abgerissen. Das Team Brezelkäfer hat den Rekord aufgestellt mit 6 gewechselten Reifen. Nach 4 Tagen Wüstendurchquerung erreichten wir wieder das Meer und auch das Bier wurde langsam knapp. Kurz vorm Schluss gab es eine Übernachtung auf der Muscheldüne und alle bis dahin gesammelten Meereskostbarkeiten wurden achtlos über Bord geworfen, denn der Boden bestand aus dem Traum jeder Muschelsammlerin. Der krönende Abschluss war eine 50km-Fahrt auf dem Strand, für die viele Mallorca-Urlauber Unsummen hingeblättert hätten. Erschöpft aber glücklich erreichten wir die Zebrabar im Senegal, wo es auch endlich wieder frische Kaltgetränke gab.


Anfahrt auf die langersehnte Zebrabar in einem Vogelschutzgebiet nahe St. Louis im Senegal

Es folgte ein entspannter Ruhetag in St. Louis, der ältesten Kolonialstadt Afrikas. Wir haben es uns geschenkt, über den Markt zu gehen. Stattdessen haben wir uns vor einer Bar auf die Straße gesetzt und der Markt kam direkt zu uns: Hosen, Taschen und alles was man sonst so nicht braucht. Danach ging es weiter nach Gambia, wo uns der Polizeipräsident mit Eskorte empfing. Das erste Julbrew zu völlig überhöhten Preisen machte Lust auf mehr - nämlich die Willkommensparty im Amsterdam Dolphins, ausgerichtet von Julbrew (Gambias einzigster Brauerei). Der Abend eskalierte. Einige, speziell von den älteren Teilnehmern, hatten rechts und links schöne schwarze Frauen in den Armen, obwohl sie sich bis dahin auf der Tour eher in Zurückhaltung geübt hatten.


Der Küchenchef bereitet frischen Fisch zu, dazu gibt es eisgekühltes Julbrew

Aber es gab noch viel mehr zu sehen in Gambia: der Holzmarkt, die Schlangenfarm und natürlich das Meer. Wir haben lange entspannte Nächte auf Heinz' Campingplatz verbracht und wir machten die Bekanntschaft von Easy, Smile, Mr. NoProblem und Culture. Götz war zum Fischen und hat anschließend eine opulente Butterfischparty für 15 Personen ausgerichtet. Die Menschen sind zwar arm, aber trotzdem guter Dinge. Ein wunderbarer Gegensatz zum weinerlichen Deutschland. Sicher spielt auch die immerfort scheinende Sonne eine Rolle.

Nach all diesen wunderschönen Erlebnissen, speziell auch in Gambia, und einer perfekt organisierten Rallye bleibt für mich persönlich eigentlich nur eins zu sagen: Ich komme wieder!


Mr. NoProblem und die neue Bestimmung der Boliden

© Gunter

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