Neurathener Felsentor
Episode I: Du bist Rathen, VIIc
Es war einer dieser typischen Regentage. Lange schlafen, planlose Zielsuche und dann Aufbruch mit Frau und Kind Richtung Rathen. Um größere Genörgel zu vermeiden, wird eine Sparwanderung incl. Basteibrücke gewählt. Etwas lustlos werden die üblichen Felsen bewundert. Beim Durchschlupf Neurathener Felsentor überkommt mich ein natürliches Bedürfnis. Während der Pinkelpause fällt mir in der Nordseite des Felsentores ein sehr alter Ring auf. Der ist relativ solide am Ende eines Risses geschlagen. Ein Uraltprojekt. Von wem? Wie ist derjenige bis dahin geklettert? Von unten oder doch seitlich? Egal in die Augen in den Sinn. Nach langen Mühen gelingt es mir, Moritz von meiner Idee zu begeistern.
Einige Zeit später stehen wir an der Nordostecke des Felsens. Mir zuliebe verzichtet er erstmal auf den Risseinstieg von unten und quert nach kurzem Abstieg unproblematisch zum Ring. Das von dort wegkommen erweist sich als Schlüsselstelle des Weges und dürfte im oberen siebenten Grad angesiedelt sein. Ein leicht ansteigender Querriss zeichnet den Weiterweg. Moritz schlägt einen Ring, um relativ gut gesichert die nach dem Querriss folgende Sandige Rinne zu klettern. Die Rinne und der nachfolgend im Riss hängende lockere Pfeiler werden so ohne Probleme gemeistert. Über dem Pfeiler setzt ein aus meiner Sicht bösartiger Schulterriss ein. Auch Moritz zögert erstmal eine Weile, bis er eine Kanonenkugel im Riss abbinden kann. So gesichert wird der Rest ein Kinderspiel. . Die Kanonenkugel ist geschätzte 700 Jahre alt und wurde wahrscheinlich von einem ungeschickten Landser in die Spalte rollen gelassen. Heute ziert sie den Schreibtisch eines uns allen bekannten sächsischen Kletterers. Ein nachträglicher Ring ist bereits in der zuständigen Fachgruppe beantragt worden.
Episode II: Söhne Rathens, VIIb
Fast genau ein Jahr später erfolgt der nächste Streich. Diesmal haben es uns die Balkenpfalze etwas weiter links angetan. Nach recht beschwerlichen Quergang (diesmal führe ich) gelingt es mir am Ende der Pfalze, ein Ring zu versenken. Mit dem Rest darf sich dann Moritz auseinandersetzen. Das erste Interessante an diesem Weg ist, dass er fast ausschließlich an künstlichen Griffen und Tritten durchgeführt wurde. Das zweite Interessante an diesem Weg ist die Entstehung des Namens. Ein fürchterlicher Sprechgesang der Söhne Mannheims dudelte im Radio und brachte uns auf dieses Wortspiel und mehr….
Episode III: Rißluder, VIIc
Moritz hatte bei der kollektiven Jagd auf die zwischenzeitlich gesperrten Tümpelgrundgipfel ziemlich emotionslos
teilgenommen. Motivation verschaffte er sich, indem er den Einstieg des Rissluders erkundete und den Dreck der ersten
Meter entfernte. Und davon gab und gibt es noch genug…
Eine Woche später stehen wir beide am nördlichen Wandfuß des Neurathener Felsentores zum Einstieg in das Risssystem,
welches zum 1. Ring von "Du bist Rathen" führt. Die optisch wenig ansprechende Risskletterei entpuppt sich als bei
weitem besser und auch leichter als zuerst vermutet. Durch die vielen Schlingen konnte Moritz auf weitere Ringe
verzichten.
Interessant und noch unerforscht ist das Höhlensystem in ungefähr fünfzehn Meter Höhe. Der Weg kann als kleiner
Ardspachersatz mit Erlebnisgarantie und erhöhtem Schmutzfaktor durchgehen.
© Alexander Marg, 2008