Pakistan 1993

Der Sommer führte sechs Babys und einen Gast in den Karakorum nach Pakistan. Das Ziel war eine Längsüberschreitung von zwei hintereinanderliegenden Gletschern - Hispar und Biafo. Im Vorfeld akklimatisierten wir uns in dem Gebiet von Hushe. Die Reise begann für fünf von uns - Badde, Glatze, Ralle, Eddy und Effendi - mit einem One-Way Flug nach Delhi. Aus Kostengründen wurde der Landweg über Amritsar und Lahore nach Rawalpindi gewählt. Dabei hatte Badde die Strenge der pakistischen Grenzbehörden unterschätzt. Sie nahmen ihm zwei große Flaschen "J.Walker" ab. Ali und ich flogen via Frankfurt direkt nach Islamabad/Rawalpindi. Zu zweit galt es wieder einmal 80 kg Gepäck ohne Zuzahlung in den Flieger zu bekommen. (2*20 kg waren frei...)

Der Treffpunkt mit den Delhi-Leuten sollte das "Sha-Taj" werden, ein schlichtes, relativ zentral gelegenes Hotel inmitten von Islamabad. Was nun folgte, gehörte zum Härtesten für unsere Bandscheiben. Zwei Tage Busfahren. In 17 Stunden fuhren wir in einem Schnellbus nach Gilgit. Die Fahrt wurde häufig durch Checkpoints unterbrochen. Durch den ungeklärten Kaschmir-Konflikt mit Indien liegen hier ziemlich viele militante Gestalten in den Bergen herum. Vorzugsweise an Brücken mußte unser Busfahrer halten, damit wir Ausländer herauszitiert werden konnten. Unsere Antwort auf diesen Unfug war eindeutig. Plötzlich las man in den Büchern von Harry Tisch, Ostseemix, KV Bundestag u.s.w. Nach drei Stunden Ruhe in Gilgit ging es mit einem local bus nach Skardu. Über zehn Stunden schmachteten wir in dem für kleine Chinesen konstruierten Bus. Erinnerst Du Dich, Eddy? Von Skardu, dem berühmten Ort in dem große Expeditionen starten (K2), ging es mit dem Jeep nach Hushe (3050m). Dies war der Ausgangspunkt für die folgenden zehn Tage in den Bergen. Die erste Etappe brachte uns auf 3450m an ein gemütliches Nachtlager inmitten kleiner Bäume, die von einem Bächlein durchzogen wurde. Am Abend des zweiten Tages, inzwischen waren wir auf 4000m, stellten sich bei mir Kopfschmerzen ein. Trotzdem wurde ich am nächsten Morgen überredet mit aufzusteigen, schließlich ging es "nur" 600m hinauf. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Mein Höhenrekord lag vor dieser Reise bei 3100m. Mit Höhenkrankheit hatte ich bis dahin noch nie zu tun gehabt. Die Zeichen des Körpers mißachtend, bin ich mit aufgestiegen. Das Lager auf 4600m galt als Ausgangspunkt für den Gondoro-Peak. Es war an einem Bach, windgeschützt und sicher gelegen. Im Lager selber merkte ich, daß es Ali - meinem Zeltpartner - auch nicht so gut ging. So blieb das Mc-Kinley-Zelt in seiner Tüte, bis sich Glatze und Ralle uns annahmen. Die Nacht war richtig übel. Zu den Kopfschmerzen kamen noch 30cm Neuschnee. Nur durch Verlassen des Zeltes - Abspannen und Schnee abschütteln - konnte unser Nachtlager gehalten werden. Am nächsten Tag klärten sich die Fronten. Witwe, Ralle und Effendi wollten auf den Aussichtsberg Gondoro Peak steigen, die restlichen vier in möglichst schneller Zeit zur 1400m tiefer gelegenen Wirtschaft Chospah. In dem kleinen Hüttchen konnten wir endlich wieder etwas anderes essen als Müsli-Riegel und Aspirin und vor allem - Schlafen.

Wir wollten einen zweiten Versuch starten. Der Plan sah einen Zwei-Tages-Marsch über den Charkuragletscher in Richtung K6-Basecamp (4150m) vor. Dort stellten wir die Zelte neben zwei Engländern auf, welche uns einige Empfehlungen gaben. Am folgenden Tag war eine Tour zu einem Paß auf 5300m geplant. Am Nachmittag verlor Ali ein Huhn im Skat. Am 24.8.93 sind wir sensationell zeitig gegen 4:00 Uhr aufgestanden und wegen der Kälte sofort losgelaufen. Glatze, Eddy und ich wählten einen relativ direkten Aufstieg, der sich als Sackgasse erweisen sollte. Durch Kletterei in brüchigem Fels kompensierten wir unseren Fehler. Ali hatte sich, obwohl hinter uns laufend, besser in der Aufstiegsroute informiert und gelangte direkt zu unserem Paß. Wir tauften ihn für uns "Schultipaß". Der Name entspringt dem Hersteller unseres Trockenfutters, welcher unvergleichliche Ausdünstungen verbreiten kann. Nach dem Abstieg gab es einen Ruhetag zur Belohnung. Diesen nutzten wir zum Skat spielen (Glatze ein Huhn) und zum Warten auf unsere Gondoro-Peak Bezwinger. Am 26. 8.93 stiegen Eddy, Badde, Glatze und ich eine Schlucht hinauf und gelangten ebenfalls auf unseren "Schultipaß", diesmal von der hinteren Seite. Die wiederum 1150Hm bargen durch brüchigen Fels, Lawinengefahr und Gletscherspalten mehr objektive Gefahren.

Nach der Bergtour ging es in einem Ritt nach Hushe und anschließend nach Skardu. Hier ließen wir es uns in den folgenden Tagen gut gehen. Sightseeing, Hobbyhandeln auf dem Markt, gutes Essen und sogar von einem Joint war die Rede. Währenddessen liefen die Vorbereitungen für unsere eigentliche Karakorumtour. Sie sollte uns von Skardu mit dem Jeep nach Askole führen. Von dort planten wir eine Gletschertour über Biafo und Hispar, um anschließend bei Karimabad wieder auf den Karakorum-Highway zu gelangen. Für die Tour waren reichlich zwei Wochen veranschlagt worden.

Die Jeepstrecke nach Askole wurde uns eine bleibende Erinnerung. Die Pakistani sind auf den Dreh gekommen, daß Leute aus der Ersten Welt das wirklich nicht sehr schöne Tal nach Askole mit dem Auto fahren wollen, statt zu laufen. Immerhin ist der Zielort der Ausgangspunkt für große Bergunternehmungen wie die Achttausender K2, Broad Peak, G2 und der Hidden Peak. Die Straße wird durch die recht steilen Seitenhänge oft verschüttet. Wenn sich ein Jeep (zufällig) in der abgetrennten Zone befindet, stellt dies ein Monopol dar. An diesen Hindernissen wird der Preis diktiert. Und vielleicht gibt es zwei, oder drei unterbrochene Stellen. Wie auch immer. Es bestand seitens der Einheimischen nicht das Verlangen an dem Zustand etwas zu ändern. Am Versuch der Instandsetzung einer Brücke wurden wir gehindert. Die Lehre daraus: Bezahle nie im Voraus den gesamten Preis.

In Askole sind wir mit drei verschiedenen Jeeps angekommen und heuerten zwei Träger an. Das hatte einen doppelten Vorteil. Zum einen hatten sie zusammen 50kg zu Tragen und zum anderen ersetzten sie uns die doppelt so teuren Guides. Wir hatten zwar das beste (öffentliche) Kartenmaterial dieser zwei Gletscher, aber wegen der geringen Anzahl der Überschreitungen sehr viel Respekt und keinen guten Weg zu erwarten. Auf die so wichtigen Orientierungspunkte wie Steinmänner oder leere Coladosen brauchten wir nicht zu hoffen. Die erste Tagesetappe lief sich etwas bescheiden. Mühevolles Gestapfe, absolut kein schwungvoller Einstieg. Am Abend gaben uns die beiden Porter (Ali und Machmed) Grund zum Lachen. Ihr Verlangen nach einer Decke konnten wir mit einem Doppelbiwaksack entsprechen. Wie kleine Kinder freuten sie sich.

Am nächsten Morgen, es war mein 25. Geburtstag und Ali gratulierte auch sofort zum Bergfest, überraschten uns die Träger abermals. Diesmal mit der Nachricht, am heutigen Tag zwei, statt der uns wahrscheinlich ausreichenden einen Etappe zu laufen. Die Beiden hatten ihre Gründe dafür. Sie bekamen von uns pro Etappe 190 Rs (~ 11 DM). Würden zwei Etappen an einem Tag gelaufen werden, verdoppeln sich ihre Einnahmen. Uns versuchten sie die Situation damit zu begründen, daß sie zu wenig Essen mithaben würden. Wir ließen uns durch die Zwei nicht beirren, erreichten Mango gegen 13:00Uhr nach einer abermals nervigen Etappe. Zur Belohnung gab es den mittlerweile in SIGG-Flaschen mitgeführten "J. Walker". Geburtstagsständchen im Schneefall am Rande eines grauen Gletschers.

Der 4.9. brachte Dauerregen. Aufgrund der Träger fiel ein Ruhetag buchstäblich ins Wasser. Im Gegenteil, am heutigen Tag sind zwei Etappen angedacht. Die beiden Pakistani trieben uns auf und zeigten den richtigen Weg. Inmitten von riesigen Schuttbergen schritten sie unbeirrt in die Gletschermitte, wo sich uns ein Schneeband zum Laufen bot.

Mit dem nächsten Morgen kam zum ersten Mal seit Betreten des Biafogletschers die Sonne heraus. Ali und Machmed sollten heute den letzten Tag in unserem Dienst sein. Sie liefen recht zügig voran und wollten uns nach gut drei Stunden erklären, daß wir bereits an unserem Lager seien. Nicht doch, nicht doch... Uns kam dies sofort komisch vor, sodaß unbeirrt weitergelaufen wurde. Zwei Stunden später erreichten wir das Camp. Es lag exponiert wie ein Adlerhorst und wird für mindestens eine Woche das letzte Steinlager gewesen sein. Die Porter wurden ausgezahlt und stiegen ab. Für uns begann die zusätzliche Gepäckverteilung. Durch verschiedene, zum Teil sehr harte Diskussionen im Vorfeld verlief die Aufteilung recht ruhig ab. Mein zuletzt leichter Rucksack hatte mit einem Mal wieder das Gewicht von 28kg. Diese Last galt es immerhin noch zwei Tage bis zum Snow Lake zu tragen, wo das Basecamp errichtet werden sollte.

Der neue Morgen begann ähnlich dem Letzterem. Der Weg vom Lager zur Mitte des Gletschers und Zurück stellte die jeweils größte Anstrengung dar. Der nun folgende Weg lief sich durch den immer mehr werdenden Schnee recht gut. Unser nächstes Lager war aufgrund der klaren Sicht schon längere Zeit zu erahnen. Auf der linken Seite des Biafo (im Sinne des Aufstieges) gelegen, befand es sich unterhalb eines namenlosen 6000-ers. Wir Greenhörner bauten auch prompt unsere Zelte dahin, wo in unserer Karte das Lager eingezeichnet war. Das Ergebnis sollte eine verdammt kalte Nacht sein. Für uns ging die Sonne 16:30Uhr unter bzw. hinter den Berg. Sofort wurden alle Aktionen im Freien abgebrochen und der wärmende Schlafsack aufgesucht. Mitten in der Nacht, so gegen 21:00Uhr (!) habe ich mir den Rucksack zum Fußwärmer umfunktioniert.

Der 7.9. wurde der Tag, an dem wir endlich den Snow Lake erreichten. Die Tour bis dahin verlief nach der verkorksten Nacht erstaunlich gut. Alle Sieben hatten wir das Gefühl, die Überquerung wie geplant durchführen zu können. Mit dieser Energie ausgerüstet, spurten wir uns durch den mittlerweile kniehohen Tiefschnee. Die Etappe hatte bereits den Charakter der folgenden Tage.

Der Snow Lake lag wie ein überdimensionales Fußballfeld vor uns. Die wenigen kleinen Spalten hinderten uns nicht am Vorwärtskommen. Auf dieser 10 km² großen Fläche wollten wir das BC so aufschlagen, daß einige Touren von dort aus zu unternehmen waren. Das Lager erreichten wir bereits am frühen Nachmittag, sodaß wir noch kleine Schneewälle als Schutz vor eventuell aufkommendem Sturm errichten konnten. Den Rest der "freien" Zeit nutzten wir für Vorbereitungen auf eine Tour am folgenden Tag. Die geschätzten -25°C in der Nacht ließen uns wieder etwas näher zusammenrücken. Bei mir war die Tendenz zur dritten Nachtsocke nicht aufzuhalten.

Am nächsten Morgen hatte ich die verdammt schwere Aufgabe, die müden Krieger 6:00 Uhr aus den Federn zu bekommen. Ein gemurmeltes "Ja" in G-Moll deutet auf relativ wenig Resonanz hin. In der Zwischenzeit habe ich einen Kampf mit meinen hartgefrorenen Lederschuhen begonnen. Nach reichlich zwei Stunden - 8:00 Uhr - gelang es uns sicher viel zu spät, loszulaufen. An einer Aufsteilung das erste Steigeisenanlegen. Durch die unsägliche Kälte hatte es meinen Lederriemen nahezu ohne Wiederstand halbiert. Mit einer Schlinge wurde ein Provisorium gebastelt, welches aufgrund seines russischen Aussehens sofort auf ein Foto gebannt wurde. Nicht gerade UIAA-getestet, aber dennoch war es für die Aufstiegsroute bis zu einem kleinen Paß ausreichend. Hier beschlossen Glatze, Witwe und Eddy weiterzugehen, während ich abstieg. Sie kletterten an meinem viel zu kurzen Seil durch ein steiles Schneefeld auf einen Gipfel, der ungefähr 5600m hoch war. Unten angekommen wird mit Ali gleich die nächste Tour geplant. Wir saugen das schöne Wetter und die Einsamkeit ein. Die Frage zur Nacht: Jetzt schon die dritte Socke?

Der Wecker schepperte Punkt sechs und sofort griff unser Zeitplan. Er sah vor, in möglichst kurzer Zeit die Schuhe anzuziehen und ohne Frühstück loszulaufen, um der unsäglichen Kälte zu entgehen. Das Ziel war ein in dieser Umgebung kleiner Berg mit ungefähr 5700m Höhe. Der Weg lief sich phantastisch. Das 45° steile Schneefeld war in dieser Morgenstunde noch hartgefroren. Da auch keinerlei Spalten zu erwarten waren, entschied ausschließlich unsere Kondition über das Vorankommen. Zu fünft erreichten wir nach 2,5 Stunden den Gipfel. Glatze, Effendi und Ralle hatten uns nach dem Frühstück eingeholt. Den Rest des Tages hatten wir ziemlich faul in den Zelten verbracht.

Für den 10.9. planten wir, daß BC aufzulösen. Die Tagestour führte uns auf den Hispar-La. Anfangs sollte es zwei bis drei Stunden über den scheinbar waagerechten Snow Lake gehen, ehe ein Anstieg zum Lager führte. Unser Ziel die Zelte zeitig abzubrechen, schafften wir abermals nicht, obwohl Badde und Eddy seit 6:00 Uhr kochten. Es gibt eben noch echte Helden. Während des Laufens spürten wir einerseits unsere gute Akklimatisation, andererseits auch die Entbehrungen der letzten Tage. Im Nachtlager angekommen, trafen wir die kurz nach uns gestarteten Amerikaner. Einer von den fünfen schob "Zeltwache" (zumindest hätte man das im Vratza gesagt ...) Seine Freunde waren auf Ski- bzw. Bergtour unterwegs. Als die ersten beiden mit ihren Brettern den Hang hinunterkamen, boten sie uns an, diese zu benutzen. Mein Bewegungsdrang hielt sich in Grenzen, aber Glatze, Effendi und Badde stapften noch einmal den Hang hinauf. Am Abend war Krisensitzung, es konnte keine abschließende Meinung über unser weiteres Verbleiben getroffen werden. Jeweils die Hälfte war für Dableiben (3) und Abstieg (3). (eine Enthaltung) Der Kompromiß: Das Wetter sollte entscheiden.

Noch vor dem Aufstehen legte Ali fest --> Abstieg. Der Gletscher lief sich anfangs recht gut, ehe später schlechtes Wetter und Spalten die Lust am Laufen dezimieren. Der leichte Schneefall, welcher nun begann, hatte mir ziemlich deutlich unser Wetterglück der letzten Tage in Erinnerung gerufen. Von uns hatte kaum einer noch trockene Sachen am Körper und es war erstaunlich zu sehen, wie schnell die Stimmung zum Schlechten kippte. Der Auslöser war das Verlassen des Gletschers in Richtung Seitenmoräne und der anschließenden Querung eines Seitengletschers. Am Abend, der Schneefall wurde eher schlimmer als besser, lagen alle fertig im Zelt. "Müssen wir denn wirklich kochen? ..." Apathisches Herumliegen war angesagt.

Die Nacht mußten Ali und ich häufig aus dem warmen Schlafsack. Das Zelt drohte unter der Schneelast zusammenzubrechen. Für den nächsten Tag beschlossen wir, eine weitere Nacht auf 4570m zu verbringen. Ein Weitergehen wäre bei den Stürmen unmöglich gewesen. Also Ruhetag. Zu Essen gab es nichts mehr, dafür hatten wir wieder etwas Zeit zum Lesen und im Dreierzelt spielten sie die weiß-ich-wievielte-Runde Skat.

Der 13.9. brachte die (schnelle) Wetterwende. Pulverschnee und -15°C ließ keinen Zweifel für den weiteren Abstieg aufkommen. In sich gekehrt liefen alle die mittlerweile vertraute Mondlandschaft entlang. Nach sieben Stunden kamen wir an das Lager und trauten unseren Augen kaum, als wir ein romantisches Fleckchen vorfanden. Ein kleines Bächlein durchzog eine grüne Wiese. Wahnsinn. Nach den vielen Nächten im Eis hatten wir endlich wieder ein grünes Camp.

14.9., Schade, so ein Camp verlassen zu müssen. Eine Stunde lief sich unsere Seitenmoräne recht gut, ehe wir über einen querenden Gletscher gingen und auf die gegenüberliegende Seite nicht mehr gelangten. Überall Steilabbrüche. Nirgends war ein Aufstieg zu vermuten. Alle schienen bereits zu resignieren, als Ralle und Witwe einen Direktdurchstieg wagten. Russisch Roulette in meinen Augen! Der steile Kartoffelacker hielt sich selber, aber kein Kilo mehr. Unmut machte sich unter den verbliebenen Fünfen breit. Drei entschieden sich mit den Beiden den Wahnsinn zu versuchen, während Glatze und Eddy (immerhin Erstbegeher von Tagebau II...) zurückgehen wollten. Sie waren auf der Suche nach einer Alternativvariante. Ralle wühlte sich, am Seil gesichert, mit dem Pickel durch die Schutthalde. Ab und zu legte er eine Bandschlinge um große Kiesel, welche ihm im Nachhinein auf den Kopf gefallen wären. Überglücklich erreichte er eine kleine Terrasse und brachte für die Nachfolger ein Fixseil an. Den Rest des Weges zum Lager führte ein Pfad, welcher uns für die nächsten Tage Hoffnung gab. Am Abend waren die Temperaturen endlich wieder so angenehm, daß wir nach dem Sonnenuntergang noch vor den Zelten sitzen konnten.

Der folgende Tag sollte unser letzter Lauftag in den Bergen werden. Fast schon mit etwas Wehmut querten wir in knapp zwei Stunden einen Seitengletscher, ehe wir nach acht Stunden die Zivilisation in einem Hunzadorf erreichten. Von nun an waren wir die Attraktion im Ort, bis uns ein Jeep zwei Tage später nach Karimabad brachte.

In dieser herrlichen Stadt am Karakorum-Highway mit Sicht auf den hohen Rakaposhi änderte sich schlagartig das Ziel der Reise. Während bis jetzt Kälte, Anstrengung und Entbehrung im Vordergrund standen, wurde das durch Relaxen, Herumfuttern und Sightseeing abgelöst. Der Höhepunkt der Gammelei war ein Ausflug auf die Märchenwiese unterhalb des Nanga Parbat.

Für Eddy und mich endeten die Ferien nach einem Abstecher in das an der indischen Grenze gelegene Lahore. Die anderen Fünf gelangten über den Landweg (Südpakistan, Iran) in die türkische Metropole Istanbul, von wo sie nach Hause flogen.

Moritz Aug. 93 bzw. Feb. 99